Weg mit dem Nominalstil

Die Herabsetzung des Preises durch den Händler führte zu einer kurzfristigen Erhöhung der Kundenzahlen, die jedoch mit einer Verkleinerung der Gewinnspanne verbunden war.

Viele Substantive, wenige Verben: Bürokraten lieben solche Sätze im Nominalstil. Ursprünglich stammt der Nominalstil aus Gesetzes- und Verwaltungstexten, dem Beamtendeutsch also. Gut lesbar und leicht verständlich ist er nicht, im Gegenteil. Denn Sätze im Nominalstil wirken oft aufgebläht und manchmal regelrecht unverdaulich. Sie sollen zwar klug und gebildet klingen, doch oft ist der Inhalt  nur schwer zu erfassen. Nehmen wir folgendes Satzungetüm:

 

Der Vereinsvorsitzende sprach die noch offene Frage des Hauptredners der Jahrestagung an.

Was wird damit eigentlich gesagt?

Vielleicht das:

Die Frage ist noch offen, wer auf der Jahrestagung der Hauptredner sein soll. Der Vereinsvorsitzende sprach das an.

Oder:

Der Hauptredner hat auf der Jahrestagung eine Frage aufgeworfen, die noch offen ist. Der Vereinsvorsitzende äußerte sich zu dieser Frage.

 

Ein solcher Satz lässt also viele Fragen offen. Denn beide Deutungen sind möglich. Und beides lässt sich einfacher ausdrücken.

Nominalstil auflösen

Wenn der Leser Sie verstehen soll, schreiben Sie besser klare, eindeutige Sätze und verwenden Sie, wann immer es möglich ist, eine Verbform. Wenn man etwas erzählt, benutzt man automatisch viele Verben: „Ich bin schon um 6 Uhr aufgestanden und bin mit dem Hund rausgegangen, dann bin ich zur Arbeit gefahren ...“ Es gibt keinen Grund, das anders zu machen, wenn man schreibt. Denn Sätze mit vielen Verben klingen anschaulich, ansprechend und lebendig.

Ein paar Beispiele:

Nominalstil:

Die Möglichkeit der Gewinnung neuer Interessenten

Sie beschlossen die Niederlegung der Arbeit.

Sie bezweifelte die Erreichung des Verkaufsziels durch die Mitarbeiter.

Er fängt mit dem Schreiben der Weihnachtsbriefe an.

So klingt es besser:

Die Möglichkeit, neue Interessenten zu gewinnen

Sie beschlossen, die Arbeit niederzulegen.

Sie bezweifelte, dass die Mitarbeiter das Verkaufsziel erreichen können.

Er fängt an, die Weihnachtsbriefe zu schreiben.

 

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