Warum Perfektionismus bei der Doktorarbeit schadet

In seinem Roman „Die Pest“ beschreibt Albert Camus den Möchtegern-Autor Joseph Grand, der nicht über den ersten Satz seines Romans hinauskommt, weil ihm dieser nie perfekt genug erscheint. Dieses Beispiel ist natürlich überspitzt, aber unzählige Romane verstauben unabgeschlossen in Schubladen, weil sie nie den Ansprüchen des Autors genügen. Beim wissenschaftlichen Schreiben sieht es nicht anders aus: Viele Doktorarbeiten werden nicht abgeschlossen, weil es unmöglich erscheint, ein Ende zu finden. Irgendetwas fehlt, ein weiterer Aspekt muss abgedeckt, eine weitere Quelle berücksichtigt werden, die Formulierungen sind nicht perfekt genug und mindestens zwei weitere Überarbeitungsrunden sind unverzichtbar, bevor man die Doktorarbeit aus der Hand geben kann. Der wahre Grund, warum man nicht loslassen und das Projekt abschließen kann, ist oft Perfektionismus.


Perfektionismus führt bei der Doktorarbeit zu Stillstand

Perfektionismus bremst, blockiert, führt zu Selbstzweifeln, Stillstand, Stress, Schreibblockaden und viel verlorener Lebenszeit. Die unabgeschlossene Doktorarbeit wird als Symbol der eigenen Unzulänglichkeit oder sogar des Scheiterns empfunden. Da sie nie perfekt genug ist, wird sie nie fertig. Dabei ist es, objektiv betrachtet, überhaupt nicht möglich, eine perfekte wissenschaftliche Arbeit zu schreiben: Denn Wissenschaft lebt davon, dass der Erkenntnisprozess nie abgeschlossen, der aktuelle Forschungsstand vorläufig ist und oft nicht mehr darstellt als eine Momentaufnahme. Solange geforscht wird, neue Fakten entdeckt werden, kommen neue Erkenntnisse hinzu, werden Wahrheiten, die man für unumstößlich hielt, widerlegt und veraltet das frühere Wissen.


Perfektionismus und die Angst vor Fehlern

Doch den unbarmherzigen inneren Kritiker, der einen zu immer mehr Perfektionismus drängt, interessiert diese Vorläufigkeit der wissenschaftlichen Erkenntnis leider überhaupt nicht. Denn es geht um etwas ganz Anderes, und zwar nicht um die Forschungsarbeit selbst, sondern die eigenen verborgenen Motive, die unser Handeln bestimmen und uns oft dazwischenfunken: Hinter Perfektionismus steckt oft die Angst, Fehler zu machen, kritisiert zu werden, andere zu enttäuschen, schlicht: nicht gut genug zu sein. Eine solche Angst entsteht meist schon in der Kindheit. Wer z. B. gelernt hat, dass man hohe Leistungen erbringen muss, um geliebt zu werden, Liebe nicht bedingungslos ist und man sich seinen Wert erst erarbeiten muss, fürchtet sich davor, Fehler zu machen, und richtet Ansprüche an sich selbst, die kaum zu erfüllen sind. Denn der eigene Selbstwert hängt dann davon ab, dass man alles richtig macht, alles perfekt gelingt. Natürlich ist dies unmöglich, denn jeder macht Fehler. Bei Perfektionisten rütteln diese aber gleich am Selbstwertgefühl. Die Folge: Aus Angst vor Fehlern blockiert man sich selbst.


Natürlich kann man seinen Perfektionismus nicht einfach von heute auf morgen ablegen. Man muss sich seiner Ängste, Motive und Glaubenssätze bewusstwerden und lernen, sich selbst besser zu verstehen – das braucht Zeit. Dennoch: Der Abschuss der Doktorarbeit sollte nicht warten, bis man mit sich selbst völlig im Reinen ist – wer ist das schon.


Deshalb bin ich fest davon überzeugt: Eine Doktorarbeit kann man auch abschließen, wenn man Selbstzweifel und Angst vor Fehlern hat. Man braucht dafür aber die richtige Strategie und vielleicht auch ein paar kleine Tricks, um sich selbst zu überlisten.

Perfektionismus bekämpfen und die Doktorarbeit abschließen


Deshalb hier mein Vier-Punkte-Plan, um den Perfektionismus zu entmachten.


1. Fragen Sie sich, warum sie sich entschieden haben, eine Dissertation zu schreiben. Aus Freude am wissenschaftlichen Arbeiten? Oder um beruflich weiterzukommen? Erinnern Sie sich noch daran, mit welchem Enthusiasmus Sie die Arbeit begonnen haben? Keinesfalls wollten Sie aber aus der Doktorarbeit eine Lebensaufgabe machen. Werden Sie sich wieder der Ziele bewusst, die Sie sich am Anfang der Promotionszeit gesetzt haben.

2. Definieren Sie klare und erreichbare Ziele für jeden Arbeitsabschnitt. Wenn Sie den Prozess in kleinere Etappen unterteilen, können Sie Ihren Fortschritt besser kontrollieren.

3. Begrenzen Sie den Zeitaufwand für die Überarbeitung. Denn irgendwann kommt sonst ein Punkt, an dem diese keinen Mehrwert mehr bietet.

4. Suchen Sie Unterstützung: Sprechen Sie über Ihre Bedenken. Schrecken Sie nicht davor zurück, sich konstruktives Feedback einzuholen – dieses kann Ihnen helfen, unbegründete Ängste zu überwinden.


Die Doktorarbeit soll nicht zu einer Belastung werden – denn wissenschaftliches Arbeiten kann und soll Freude machen. Wenn Sie mit Ihrer Dissertation nicht weiterkommen, begleite ich Sie gerne – damit Sie so schnell wie möglich abgeben und neue Ziele verfolgen können.


Buchen Sie hier ein kostenloses Kennenlerngespräch. Schreiben Sie mir über mein Kontaktformular und wir vereinbaren einen Termin für ein 30-minütiges Gespräch auf Skype oder Zoom.

Für Sie ist diese Leistung völlig unverbindlich: Danach können Sie in aller Ruhe entscheiden, ob Sie für Ihre wissenschaftliche Arbeit ein Schreibcoaching oder Lektorat bei mir buchen möchten.