„Von“ oder „durch“ in Passivsätzen?

 

In Passivsätzen sieht man sehr oft die Präposition durch — und zwar auch dann, wenn sie gar nicht dort hingehört. Denn eine Formulierung wie Der Kuchen wurde durch das Kind gegessen ist falsch. Hier ist nur von richtig, wie in den meisten Fällen. Manchmal ist aber auch von oder durch möglich, manchmal nur durch. Doch was unterscheidet die beiden Präpositionen eigentlich? Hier sind ein paar Regeln:

  1. Der Urheber einer Handlung oder eines Vorgangs wird im Passivsatz mit von plus Dativ ausgedrückt.

Der Urheber ist in diesem Fall derjenige, der im aktiven Satz das Subjekt bildet:

Aktiv:

Die Frau hat die Tür geschlossen.

Die Katze hat die Milch umgestoßen.

Das Gewitter überraschte uns.

Passiv:

Die Tür wurde von der Frau geschlossen.

Die Milch wurde von der Katze umgestoßen.

Wir wurden von dem Gewitter überrascht.

Man sieht schon an diesen Beispielen, dass die Präposition von nicht nur bei Personen verwendet werden darf, wie manchmal irrtümlich behauptet wird.

Nun wird auch deutlich, warum der Kuchen aus dem obigen Beispiel von dem Kind und nicht durch das Kind gegessen wird: Denn hier ist eindeutig das Kind Träger der Handlung.

  1. Man verwendet durch, wenn nicht ein Urheber, sondern das Mittel oder der Vermittler bezeichnet wird:

Der Patient wurde durch eine neue Therapie geheilt.

Dieser Fall ist eindeutig: Denn der Urheber der Aktion (also der Heilung) ist zum Beispiel ein hier nicht genannter Arzt, er verwendet die Therapie als Mittel.

Wenn man den Arzt in den Passivsatz mit hineinnimmt, verwendet man von und durch:

Der Patient wurde von dem Arzt durch eine neue Therapie geheilt.

  1. Es gibt Fälle, in denen die Unterscheidung zwischen Urheber und Mittel bzw. vermittelnder Person schwerfällt. Wird der Eingang von einer oder durch eine Menschenmenge blockiert? Möglich ist beides, auch wenn die Betrachtungsweise sich ein wenig unterscheidet. Von einer Menschenmenge bedeutet eigentlich: Die Leute stehen mit Absicht dort und sorgen dafür, dass niemand reinkommt. Durch eine Menschenmenge bedeutet: Es steckt keine Absicht dahinter. In solchen Fällen muss man sich genau überlegen, was man ausdrücken möchte. Die wichtigste Regel ist dennoch: Für Urheber benutzt man von, für Mittel durch.

Zwei Anmerkungen möchte ich noch anschließen:

  1. Die Präposition durch wird oft irrtümlich anstelle von wegen verwendet. Formulierungen wie Ich bin durch das schlechte Wetter zu spät gekommen sind aber nicht nur unschön, sondern falsch. Denn durch kann nur ein Mittel oder Werkzeug bezeichnen, nicht aber eine Ursache. Es heißt also: Ich bin wegen des schlechten Wetters zu spät gekommen.
  2. Passivsätze sind weniger anschaulich als Aktivsätze. Man sollte sie daher keinesfalls zu oft verwenden. Unbedingt vermeiden sollte man Konstruktionen, in denen sich das Subjekt begleitet von dem Wörtchen seitens in den Passivsatz geschlichen hat: Seitens des Vorstands wird betont … ist schreckliches Deutsch, viel besser klingt: Der Vorstand betont …
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